Kürten ohne Schottergärten – ein Traum? Von Beate Wiemker

Das Thema Umwelt- und Naturschutz gewinnt immer mehr Aufmerksamkeit in unserem Leben.
Inzwischen hat fast Jede und Jeder seine Wichtigkeit begriffen und möchte selbst etwas tun.
Wir können beim Heizen sparen, mehr Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigen,
Verpackungsmüll reduzieren und bewusster auch regionaler einkaufen. Wir können versuchen
beschädigte Dinge nicht gleich wegzuwerfen, sondern zu reparieren.
Wer einen Garten besitzt, und sei er noch so klein, kann auch hier den Natur- und Umweltschutz
beginnen und fördern.Als die Menschen seßhaft wurden, mussten sie die ersten Kulturpflanzen vor der Wildnis schützen
und bauten Zäune um sie herum. Die ersten Gärten waren geschaffen. Im Verlauf der Geschichte
gab es dann viele Formen von Gärten, wie z.B. Barockgärten, Landschaftsgärten, Schrebergärten
und Bauerngärten. Immer aber sollte der Garten der Freude, der Entspannung, der Eigenversorgung,
der Verbesserung der eigenen Lebenssituation dienen.
Nach dem 2. Weltkrieg kam der Wirtschaftsboom und man wollte den Garten nur noch zur
Entspannung nutzen. Viele Gärten entwickelten sich vom Nutzgarten zum zweiten Wohnzimmer.
Monotone Rasenflächen, Fichten und Lebensbäume wurden gerne gepflanzt. Im Garten sollte alles
sauber und ordentlich sein.
In den 70er Jahren entwickelte sich eine Gegenbewegung, denn Umweltschäden wurden sichtbar.
Die ersten Naturgärten entstanden. Leider setzte sich dieser Trend nicht durch. Mit dem enormen
Fortschritt der gleichen und folgenden Zeit hatte man die Umwelt wieder schnell aus dem Blick
verloren und die ersten Schottergärten entstanden. Sie sollten die Arbeit der Besitzer noch einmal
drastisch reduzieren. Hatten diese Gärten zunächst den Charme von südlicher Wärme und Urlaub,
so gelten sie heute oft als „Gärten des Grauens“. Oder man pflasterte sogar den Platz vor dem
eigenen Haus. Schließlich brauchte man ja auch Raum für die zahlreichen Autos, die man sich
inzwischen in der Familie leisten konnte.
Sowohl der Schottergarten als auch gepflasterte Flächen heizen sich in der Sonne stark auf. Nachts
kühlen sie zudem kaum ab und Wasser kann nicht versickern. Damit stirbt das Bodenleben, die
versiegelte Fläche bietet keiner Pflanze und keinem Tier einen Lebensraum.
Und der eigentliche Grund, weniger Arbeit zu haben, bewahrheitet sich in der Regel auch nicht. Oft
sammelt sich auf diesen Flächen Laub und Schmutz oder es entstehen Beläge und Flecken.
Bei einem Spaziergang durch Kürten sieht man inzwischen eine große Anzahl dieser sogenannten
Schottergärten und durch Pflasterung versiegelte Flächen. Bei Sonnenschein im Sommer heizen sie
sich bis zu über 50°C auf, eine Hitze, die wir nicht lange ertragen. Wir flüchten in unsere
Innenräume. Dabei wäre Schatten unter Bäumen viel angenehmer. Und ein bepflanzter Boden im
Umkreis bleibt deutlich kühler, er schluckt die Wärme. Wir müssen deshalb unsere Pflanzen wieder
wertschätzen. Es muss ja nicht alles ordentlich sein. Alles Grün in der Natur ist für unsere Psyche
besser als das Grau der Schottergärten und Pflasterungen.
Ich habe einen Traum. In meinem Traum gibt es in Kürten keine Schottergärten mehr, und ein
Großteil der Pflasterungen sind umgewandelt in Grünflächen und Blumenbeete. Bäume sind
gepflanzt und Bänke zum Verweilen aufgestellt. In den Hauptdurchgangsstraßen kann man
Menschen treffen und erholsame Pausen einlegen, weil viel weniger Autos viel langsamer fahren.
Beate Wiemker